Fallätsche
Auf einmal öffnet sich der Wald und da stehe ich also: am Rand der Fallätsche. Die Februarsonne strahlt mir ins Gesicht, winzige Mücken schwirren durch die Stille wie an einem schönen Sommertag. Im eigenartigen Dunst des Gegenlichts verschwimmen die Bäume auf der gegenüberliegenden Seite.
Eine Weile stehe ich bloss da. Und dann, ohne lange nachzudenken, steige ich hinein, in dieses grosse Rund, diesen monströsen Trichter. Ein winziges Weglein führt durch den Steilhang. Zu meiner Linken fällt der Blick in die Tiefe, verliert sich im Gebüsch – schwer zu sagen, wo es wieder in die Ebene geht. Auf der anderen Seite geht es gleichermassen steil hinauf, direkt auf die schönen, dicken Wolken zu. Und dazwischen liegt der Pfad, gerade breit genug, die Füsse darauf zu platzieren.
Das Weglein führt mal auf mal ab, vorbei an spindeldürren Bäumchen, die sich mit ihren Wurzeln im lockeren Geröll festkrallen. Grasbüschel geben dem Weg etwas Halt. Ich bin unsicher, ob ich ihnen trauen kann, den Grasbüscheln und den eigenen Füssen. In jedem Schritt liegt das Risiko, den Halt zu verlieren, abzurutschen, im Schlund der Erosion zu verschwinden und verschluckt zu werden von den Jahrmillionen Erdgeschichte. Mir wird schwindlig, obwohl ich nicht unerfahren bin auf Bergpfaden.
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