Mein Sechseläutenplatz
Bisher kam ich hierher zum Vergnügen. Um Glühwein am Weihnachtsmarkt zu trinken oder um den Bögg brennen zu sehen. Hierher kam ich und und ich fühlte mich immer ein bisschen posh unter den gut gekleideten Leuten die ihr Glacé im Mövenpick kauften und sich dann auf die bunten, zusammen gebundenen Stühle setzten. Hierher kam ich und wollte irgendwann nicht mehr kommen, weil mich der Wohlstand, die Sorglosigkeit und die Ignoranz zutiefst nervten.
Und dann, ausgerechnet hier, sollte die #blacklivesmatter Demonstration stattfinden.
Hier, wo die Zürcher*innen und Tourist*innen hinkamen um ihr Geld auszugeben oder coole Snaps für ihre Social Media Kanäle schossen. Die Bedeutung dieses Platzes wurde am 13. Juni in meinen Augen neu geformt. Wenn ich mit dem Zug vorbei fahre, erinnere ich mich daran, dass ich hier zusammen mit Tausenden #nojusticenopeace hinaus geschrien und dabei die Hand meines Freundes fast zerdrückt habe vor Emotionen. Ich erinnere mich daran wie wir am Schluss von der Demo alle zusammen wieder zum Platz zurück gekehrt sind und völlig verschwitzt und leicht verbrannt von der Sonne «Where is the love» von Black Eyes Peas gesungen haben.
Ich erinnere mich daran, dass die Menschheit sich doch kümmert obwohl es nicht immer so scheint.
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