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Millionensuche Take 1

1. September 1997. Schönes Wetter. Sechs Männer. Ein Fiat Fiorino. Ein Postnummernschild. Einige gefälschte Telecom-Kleber. Kinderspielzeugwaffen. Eine ungeladene Kalaschnikow. Ein Postmitarbeiter als Komplize. Ein nachgemachter Schlüssel der Hauptschleuse. Ein ausgeklügelter Plan ohne Plan was danach kommen wird.

So einfach klingt es und so einfach war es auch. Sechs Räuber wissen, wann der Geldtransporter in den Innenhof fährt und der Ertrag aller Postfilialen ausgeladen wird. Keine Polizei, nur hausinterne Security und schnell verängstigte Postangestellte, die vermutlich keine Heldinnen und Helden spielen wollen. Dem Schleusenwärter ein bisschen Dampf machen, sie müssten nur kurz etwas holen kommen und rein in die teure Stube. Eine Minute seit Beginn des Überfalls. Die im Laderaum versteckten Komplizen brechen die Tür auf, weil die anderen vergessen haben, sie offen zu lassen. Schaffen es zu ihrem Glück auf Anhieb. Zwei Minuten. Drohen den Angestellten mit Spielzeugwaffen am Kopf, bringen sie zur Rampe, Blick auf den Boden. Drei Minuten. Die Kräftigen der Gruppe laden das Geld ein, Kiste um Kiste. Vier Minuten. Oh, es hat keinen Platz mehr, müssen einige Kisten zurücklassen. Alle schnell wieder rein, Türen zu. Schleuse mit nachgemachtem Schlüssel öffnen. Und ab die Post.

Zwei Wochen später alle bis auf den Fahrer gefasst. Nur der Fahrer war mehr als ein Jahr auf der Flucht. Der Postmitarbeiter unterdessen verschollen, der Kopf des Plans in Syrien lebenslänglich im Gefängnis gefangen. Von den restlichen Räubern weiss man nichts. Gefängniszeit abgesessen. Fast die Hälfte der 53 Millionen Franken schon vor der Jahrtausendwende von der Polizei konfisziert. Ein kleiner Teil davon auf der kurzen Flucht ausgegeben. Wenn man sie heute fragt, wo denn das restliche Geld sei, lachen sie alle.




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