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Kümmerliche Wildnis

So scheint eine Decke ein warmer Unterschlupf. Gerade wollte ich aus meinem Versteck ins Freie gehen, um eine Zigarette zu rauchen, da kommt mir in den Sinn, die kalte Tee Tasse neben mir auszutrinken und noch eine Weile auf dem Sofa sitzen zu bleiben.

Blitze spalten Bäume, treffen aber in der Stadt praktisch keinen mehr. Es trennt mich nicht viel von anderen. Einsam bin ich nicht. Ein bisschen unsichtbar fühle ich mich schon und darum warte ich, bis jemand auftaucht den ich kenne. Wie steht es jedoch um dich, da du es gewagt hast, allein aufzubrechen, um neue Welten zu entdecken?

Das Wetter in Zürich rüttelt die Bäume und ein Windstoss dreht die Schirme um. Ich sehe die Welt selten in bunten Farben. Die winterlichen Temperaturen nerven mich sowie die meisten Leute.

Vielleicht ist es dir aufgefallen, dass eine mächtige Kraft unsere bevölkerte Stadt zu kleinen hobbylosen Wesen verwandelt, die schlurfend durch die Läden trotten und nach etwas Nahrung suchen. Je älter wir werden, desto natürlicher scheint dieser Zustand, in dem wir uns befinden und wir lernen mit Sorgen umgehen in dem wir gleichgültig werden.

In manchen Zeitschriften heisst es, die Wildnis sei praktisch ausgestorben, anscheinend sind die Kirschbäume ein Erbgut von Japan und nicht etwa früchtetragend wie auf dem Land. Vereinzelt sehe ich einen grünen Fleck, je weiter ich mich meinem Haus nähere.

So nah und doch so fern liegt jener Hügel, den ich ein paar Mal versucht habe zu erklimmen. Seine Höhe ist geradezu beängstigend, wenn man bedenkt hier herunterfallen zu können. Das Leben ist dennoch gefährlich.

Die Tiere verstecken sich. Es soll auf dem Üetliberg Rehe haben, doch wegen dem Höcklertrail ist auch ihr Wohnzimmer gefährdet.

Ich werde gestresst durch den nüchternen Zustand in dem ich mich befinde. Die dauerhaft gelöschten sozialen Medien fehlen mir jetzt, aber ich muss mich zusammenreissen, um innerhalb der nächsten 30 Tage mich nicht wieder anzumelden.

Von oben sehe ich Dunkelheit und Licht im selben Moment. Im Süden scheint draussen die Sonne, drinnen ist dunkel. Die Zeit scheint relativ zu werden, anstatt ins leere zu blicken, sehe ich Figuren, Formen und Muster. Manche scheinen sie zu erahnen und zu ergründen. Was sind das wohl für Menschen, die in der Evolution eine Chance haben werden.

Unser einstiger Reichtum lag in der Natur, die wir nun täglich zerstören. Ich werde wütend. Meine Mutter verabschiedet sich von mir und löscht das Licht. Ich verspüre den Drang nach einer Zigarette und Kaffee. Die Wildnis scheint weit weg.

Ich werde nun schnell noch den Text verschicken. Meine Teetasse gleicht einer kleinen Quelle. Ich beziehe Wasser. Einst sagte man mir, es gäbe genügend davon und nun sind die meisten versiegelt. Ich erinnere mich an einen Mann an der Bushaltestelle, der mit mir davon sprach, schliesse die Augen und atme lange ein, setze einen Punkt.










Bärengasse II

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