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Der Anti-Baby-Pillen-Automat am Bellevue

Ich mache mich auf den Weg an einen Frauen*rundgang. Es geht um Frauen*, Utopie und Aufbruch seit 1968 in Zürich. Wir treffen uns am ehemaligen Globusprovisorium, vor dem Coop an der Bahnhofbrücke. Geführt von zwei jungen Frauen spazieren wir zunächst zum Lindenhofbunker. Dort erwartet uns eine kleine Theatersession von Frau Bünzli und Herrn Hugentobler, die sich über das autonome Jugendzentrum, das sich damals dort drin befand, aufregen. Eine ältere Frau, die ebenfalls mit mir den Rundgang besucht, erzählt mir, dass sie zweimal dort war, sie habe nur gekifft. Wir gehen über den Münsterhof, zur Frauenbadi und dann weiter zum Grossmünster. Dort erfahre ich etwas über eine Ausstellung, die im Strauhof stattgefunden hat. Ziel war es, den Frauen, nach denen damals Strassen benannt wurden, zum Beispiel der Elsa-Strasse, eine Identität zu geben. Diese Strassen wurden bis dorthin nur nach dem Vornamen benannt, was bei den Männern nicht der Fall war. Ebenfalls erhielten alle wichtigen Männlichkeiten eine zusätzliche Tafel, die erklärte, was diese geleistet haben, damit eine Strasse nach ihnen benannt wurde.

Wir spazieren weiter Richtung Altstadthaus und die ältere Frau von vorhin erzählt mir, dass sie damals immer irgendwie an die Pille gekommen sei, auch wenn ihr das eigentlich nicht erlaubt war. Ein Fakt, der mich sehr erstaunt: Abtreibungen wurden erst durch die Fristenregelung 2002 endgültig straffrei. Wir erfahren auf diesem Rundgang von humorvollen und starken Aktionen: zum Beispiel von Frauen, die in Bern nasse Windeln auf die Nationalräte warfen. Oder von Frauen der FBB, die Kleider versteigerten, die sie bei einer Miss-Wahl gewonnen hatten. Mit dem Gewinn stellten sie symbolisch einen Anti-Baby-Pillen-Automat auf dem Bellevue auf. Oder von den Frauen, die am Frauen*streik 1991 einen Schaden von über einer halben Milliarde Franken verursacht haben. Nur weil sie gestreikt haben. Wenn Frau will, dann steht alles still. Das tat die Schweiz auch dieses Jahr wieder, am 14. Juni 2019. Ich war dabei und half mit Stadt Zürcher Geschichte zu schreiben.



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