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Ein Stein bin ich

Neben mir sind Bäume, die mich provozieren und mich auslachen. Weil ich nichts Lebendiges bin, werde ich ignoriert. Deswegen denken die das. Genau vor meiner Fresse ist ein kleines weisses Haus. Menschen gehen dort hinein und raus.

 

Ich bin leider ein Stein. Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde bin ich am gleichen Ort.  Zum Glück gibt es viele grüne Bäume, schöne alte Häuser dort wo ich stehe. Ich sehe immer kleine Kinder und Jugendliche mit Säcken rumlaufen. Meistens am Morgen und zum Ende des Nachmittags auch. 

 

Wir Steine können auch sterben. Meistens, wenn kleine Kinder uns essen. Leider sind die meisten nicht mehr lebendig, wenn sie uns rausspucken, aber egal.

 

Wenn ich nach links schaue, sehe ich oft Menschen, die auf etwas Komischem sitzen und komische Sachen trinken. 

 

Was gut ist, ist die Schönheit der Umgebung. 

 

Was nicht ich habe: Selten meine Ruhe. Nur in der Nacht, denn dann gibts kein Velo oder Auto wie sonst den ganzen Tag.

 

Was mich erstaunt: Ich sehe mehr Velos als Autos. Meistens gibts irgendwelche Kinder, die mit alten Frauen irgendwohin gehen, meistens am Abend. Ich höre immer Menschen reden, aber verstehe die Menschensprache leider nicht. 

 

Das nervt jeden verdammten Tag: Immer, jede 15. Minute oder jede Stunde, keine Ahnung wie oft, ist die Glocke so laut. Zum Glück hören Steine-Ohren zweimal weniger als Menschen-Ohren.

 

 

Bilal Petite Khatir (*2009), JULL-Stadtbeobachter seit 2025



Dieser Text entstand in Zusammenarbeit mit dem Bullingerhaus im Rahmen des Gartenfests 2025



ree

Foto: JULL







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