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Schauspielhaus

Mit Ricolazältli im Mund auf dem Sitzplatz in der fünften Reihe. Die rotgepolsterten Sessel haben ein Jahrhundert überdauert. Wessen Seelen ich nun streife, wenn ich da über den Plüsch fahre …

 

Ich sitze also stolz, gewiss den heimlichen Begleiter hinter der Schulter, überschneide die Beine und lehne nach vorn zur Interessenbekundung. Ich sitze auf einem besseren, freigebliebenen Sessel in der Mitte und nicht auf meinem vorgesehenen Platz (wobei ich mich nur um zwei Sitze verschoben habe). Ich sitze also da, inmitten des Saales. Nach einer guten Stunde will die Schauspielerin einen Rock an den heruntergelassenen Kronleuchter hängen, muss auf eben jenen Sessel stehen und kommt nicht an mir herum. Ich muss zum Staunen aller aufstehen, mich meinerseits an ihr vorbeiquetschen, nehme ihren angelaufenen Geruch wahr, die tiefen Augen und den Glanz einer Person, die in einem anderen Körper steckt. Nicht ein Wimpernzucken kann ich ihr ablesen. Für sie ist klar, ich bin Teil des Stückes. Ich werde am Ende lange klatschen müssen, wohl aufstehen. Ovation.












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