1988
Ich habe den modernen Liebeskummer satt.
Heute gehe ich meinen Liebeskummer anders an.
Heute habe ich Liebeskummer wie im Jahr 1988.
Nach einem Gespräch mit meinen Eltern, die damals 18 waren, weiss ich, wie das geht.
Als erstes lösche ich WhatsApp, Instagram, Tiktok und Tinder von meinem Handy.
Jetzt gibt es keine Infos, keine Ablenkung, und keine Alternativen mehr.
Ob du wohl gerade online bist? Wen juckts, WhatsApp wurde noch gar nicht erfunden.
Ob du etwas gepostet hast? Unmöglich, Instagram gibt es noch gar nicht.
Ob du mir wohl geschrieben hast? Mein Briefkasten ist leer.
Also - was nun?
Ich hole ein Badetuch aus dem Keller und lege mich in den Garten.
Vom Estrich hole ich die alte Boom-Box meines Vaters, und lege eine CD ein.
Bryan Adams.
Bryan Adams singt “Please Forgive me”. Und ich denke: Der hat mich verstanden, der Bryan, ja, damals, 1988, da hat man mich noch verstanden.
Während ich so im Gras liege,
blättere ich durch ein Magazin.,
Grashalme kitzeln meine Füsse.
die Sonne scheint auf mein Gesicht.
Die Vögel leugnen den Frühling,
ein Insekt krabbelt über mein Papier, läuft davon, vor dem Stift. Meiner Schrift.
Irgendwann wird mir unglaublich langweilig.
Langeweile während dem Liebeskummer?
Das ist mir neu.
Das erdrückende Gefühl in meiner Brust kenne ich allerdings, und ich werde es auch 1988 nicht los.
Dennoch tut mir die Verlangsamung gut.
Ich blicke in den blauen Himmel und denk’ an dich bis es glitzert.
Irgendwann greife ich nach einem Blattt Papier und schreibe dir einen Brief.
Ob ich ihn wohl jemals abschicken werde?
