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Doppelpunkt

Ich stehe am Paradeplatz und staune. Zürich ist so schön zur Weihnachtszeit, denke ich verträumt, und bleibe noch ein Weilchen stehen. Am liebsten würde ich nie wieder gehen, doch es schlägt jetzt 16:45 Uhr, also laufe ich los. Ich schlendere und träume und stehe irgendwann vor einem kleinen, einladend aussehenden Café und trete schüchtern ein.


Es fühlt sich an, als wäre ich angekommen. Im Gegensatz zum Fragezeichen, wo ich herkomme, fühlt sich dieser Ort an wie ein Doppelpunkt: Er verlangt nach mehr, lässt Raum für alles, was da ist und noch kommen wird, und fühlt sich an wie ein Aufatmen, eine Pause, ohne je ein Ende zu sein.


Hier gefällt es mir, denke ich grinsend und umgeben von bunten Torten, hölzernen Treppen und alten Schreibmaschinen. Ich sehe und schreibe gleichzeitig. Die Worte formen sich schon in meinem Kopf, die Sätze wachsen schon in mir, frei und wirr und schön. Und vielleicht sind genau solche meine allerliebsten Orte.


Als ich an jenem Abend die Treppe hinabsteige, begegnet mir ein alter Mann mit grauem Haar, grauem Bart, grauer Brille und grauer Haut. Er kommt und ich gehe. Er sieht mich und ich sehe ihn, und als sich unsere Blicke heimlich treffen, passiert etwas Magisches – ein echter Augenblick, und ich denke; du bist ein Schreiber, ich bin eine Schreiberin, und wir gehen unterschiedliche Wege, zu unterschiedlichen Zeiten, und teilen doch irgendwie dasselbe Ziel.










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