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Die ideale Sitzposition

Eine bequeme Sitzposition zu finden, ist nicht einfach. Wenn ich mich auf einem Stuhl niederlasse, ziehe ich immer erst einmal die Beine ein. Am liebsten würde ich sie unter meinem Gesäss verstauen, mich also auf den Stuhl knien, doch weil man an schicken Lesungen Schuhe tragen sollte, bleibt mir diese Option verwehrt. Ich winkle meine Beine also an, hebe sie in die Höhe, und entscheide mich dann, wohin mit ihnen. Es ist nicht leicht. Meist stelle ich eines wieder hin und lege den Unterschenkel des anderen darüber, so, dass der Fuss seitlich auf dem Oberschenkel zur Ruhe kommt. Blöderweise ist diese Stellung nur angenehm, wenn der Schenkel des angewinkelten Beins waagrecht liegt und der Fuss nicht abrutschen kann. Dafür sind meine Beine aber zu kurz. Ich muss mit dem Fuss, der den Boden berührt, auf die Zehenspitzen gehen (es sollte wohl heissen: die Zehenspitze). Dann ist die perfekte Horizontale erreicht. Ich bin aber keine Ballerina. Meinen Fuss kann ich nicht so lange anspannen und ich glaube, so creasen die Schuhe schneller. Also wieder zurück in die Ausgangsposition. Füsse in die Luft, Knie nahe an den Oberkörper. Eine Unterart der Embryo-Pose. Auf eine Art ist es angenehm, so im Limbo zu schweben. Ich erinnere mich an meine Manieren – oder die unausgesprochenen Regeln der Etiquette öffentlicher Lesungen – und stelle meine Füsse widerwillig wieder hin. Unangenehm.













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