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Wer ist alt?

Wer ist alt?

 

Die Zehnjährigen sind es nicht. Die wurden 2014 geboren!

 

Die Zwanzigjährigen sind es nicht, auch wenn sie sich so fühlen, wenn sie hören, dass andere im Jahr 2014 geboren wurden. 

 

Ab dreissig ist man alt, dachte ich zumindest, und habe mich heimlich vor diesem verhängnisvollen Geburtstag gefürchtet, insbesondere seit ich zwei Drittel des Weges dahin hinter mir habe. Aber dann hat Nina Kunz im Tages-Anzeiger eine Kolumne über das Dreissigwerden geschrieben. Ich habe sie nicht fertiggelesen, weil eine existenzielle Krise, an ein Alter gebunden, wo man echt noch alle Zeit der Welt hat, totaler Millennial-Cringe ist, und ich nicht daran erinnert werden wollte, dass ich das auch kenne. Aber dann hab ich gedacht: Wenn Nina Kunz dreissig ist, kanns ja nicht so schlimm sein. Vielleicht ists ja sogar geil.

 

Vierzig: nicht alt.

 

Fünfzig: nicht alt. So alt sind meine Eltern, und sie reisen mit dem Nachtzug nach Tirana und beklagen sich nur ein bisschen über Rückenschmerzen.

 

Sechzig: Faltig, aber immer noch auf dem Golfplatz oder im Verwaltungsrat oder im schicken Auto. Will nicht alt sein, aber ist es vielleicht.

 

Siebzig: Die Faust schüttelt sich nicht mehr so leicht, wenn ein Skater vorbeibrettert, aber die Rosen im Garten duften und man bückt sich zu ihnen hinunter. Das Alter meldet sich sporadisch.

 

Achtzig: Mancher rennt einen Marathon, andere verkaufen ihre Möbel, weil das Sofa im Altersheim bequemer ist. Ein trotzendes Jahrzehnt.

 

Neunzig: Alt. Langsam schleichend oder Knall auf Fall, aber sicherlich alt.

 

Hundert: Alt.

 

Hundertzehn: Alt.

 

Hundertzwanzig. Alt genug, um mit Max Frisch zur Schule gegangen zu sein. Alt.














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